
Glücklich, wem Übertretung vergeben, wem Sünde zugedeckt ist! Glücklich der Mensch, dem der HERR die Schuld nicht zurechnet und in dessen Geist kein Trug ist!
Psalm 32,1-2

Ich kenne keine Beziehung, in der die eine Seite immer und uneingeschränkt gutheißen muss, was die andere Seite will oder tut. Nehmen wir die Beziehung von Eltern zu ihren Kindern: Wenn ich stets alles begrüßen und ermöglichen soll, was meine Kinder sich wünschen, werde ich sehr schnell kleine Tyrannen haben. Hier ist Korrektur erforderlich, um Kinder lebens- und gesellschaftsfähig zu machen. Oder nehmen wir eine Partnerbeziehung: Wenn sich der eine stets kritiklos nach dem anderen richten soll, wird das auf Dauer keine harmonische Beziehung sein. Denn das wäre Ausnutzung. Und auch im Berufsleben muss ein Mitarbeiter akzeptieren, dass der Arbeitgeber Vorgaben macht und Dinge korrigiert, damit das Miteinander funktionieren kann.
Der »liebe« Gott hingegen soll uns am besten stets alles geben, was wir uns wünschen. Und hierbei gilt für viele die Doktrin: »Gott will ja, dass ich glücklich bin. Deswegen ist auch alles, was mich glücklich macht, Gottes Wille.« Wenn ich also beispielsweise eine Entscheidung treffe, weil ich meine, dass diese mich glücklich mache, dann muss das auch Gottes Wille sein. Ein Hinterfragen, ob meine Entscheidung nach göttlich-moralischen Maßstäben gut und richtig ist, findet nicht mehr statt. Macht mich etwas glücklich, dann ist es eben richtig, dann muss Gott dazu auch »Ja« sagen. Eine Korrektur durch Gott gibt es dann nicht mehr, oder aber sie wird ignoriert.
Doch so ist Gott nicht. Zwar hat er in der Tat unser (ewiges) Glück im Sinn. Doch echtes Glück liegt darin, dass unsere Schuld von ihm vergeben ist. Um Schuld aber überhaupt erst einmal zu erkennen, muss der Mensch seine Verantwortung vor Gott akzeptieren und seinen Lebenskompass nach ihm ausrichten - nicht umgekehrt.
Markus Majonica

