Am 11. April 1961 begann in Israel der Prozess gegen Adolf Eichmann. Er war eine Schlüsselfigur für die Durchführung der Deportationen nach Auschwitz. Dabei sah er nicht wie ein Monster aus, eher wie ein Buchhalter, nicht unsympathisch. So um 1933 begann seine Karriere in der SS, er hatte früh mit der »Judenfrage« zu tun, und seit 1939 arbeitete er im Reichssicherheitshauptamt.
Als sich Hitler entschloss, die »Endlösung« der Judenfrage herbeizuführen, wurde Eichmann der verwaltungsmäßige Dreh- und Angelpunkt. Er dirigierte die Züge mit den Verschleppten aus ganz Europa nach Auschwitz. Und dort entstanden die Maschinen zur Massenvernichtung.
Wenn man Eichmann hätte befragen können, wie er über die Juden denke, hätte er wahrscheinlich gesagt, er habe persönlich nichts gegen sie. Man müsse die ganze Sache sachlich betrachten. Sie seien nun einmal Fremdkörper in der deutschen Nation und würden deshalb dieser »Sonderbehandlung zugeführt«. Nur mit Fassungslosigkeit kann man diesen Standpunkt zur Kenntnis nehmen. Doch dürfen wir nicht denken, dies Denken gebe es nicht mehr.
Im Gegenteil, es wirkt weiter, denn es ist Frucht einer wissenschaftlichen Denkweise, die sich keiner Bindung an irgendwelche Werte verpflichtet fühlt, erst recht nicht einer Verantwortung vor Gott. Hat der Menschen wirklich eine unantastbare Würde (Artikel 1, Grundgesetz), dann nur, wenn man ihn als ein Geschöpf Gottes sieht. Die Achtung vor dem Menschen als einem Geschöpf Gottes lag den Nazis fern, so glaubten sie, mit ihren Opfern wie mit Ungeziefer verfahren zu können. Darüber wurden sie selbst zu Ungeheuern wie Adolf Eichmann eines war.
Karl-Otto Herhaus
- Könnte wohl etwas Ähnliches wie der Holocaust noch einmal geschehen?
- Wenn die Mehrheit Gott aus dem Auge verliert, ist alles möglich.
- Galater 5,1-15
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