Heinrich Schliemann war eins von sieben Kinder eines Dorfgeistlichen in Mecklenburg. Nach der Lehre bei einem Krämer wollte er 1842 als Zwanzigjähriger nach Venezuela, landete jedoch in Amsterdam, wo er Anstellung fand bei einer Handelsfirma, die ihn später nach Petersburg schickte. Dort eröffnete er ein Handelshaus und gewann durch weltweite Geschäftsbeziehungen schnell ein Millionenvermögen. 1863 liquidierte er seine Firma, legte sein Vermögen an und reiste drei Jahre fast um die ganze Welt. Als 44-Jähriger begann er an der Sorbonne in Paris ein Studium und zwei Jahre später fuhr er nach Griechenland und in die Troas, der Landschaft an der Dardanellenküste Kleinasiens, dorthin, wo Troja begraben sein müsste, wie es der griechische Dichter Homer im 8. Jahrhundert v. Chr. in seiner »Ilias« beschrieb. Diese hatte den Pastorensohn schon als Kind fasziniert und das Ziel seiner Sehnsucht hieß Troja. Das Ergebnis seiner Studienreise fasste er in einem Buch zusammen und reichte es an der Universität Rostock als Doktorarbeit ein. 1869 erkannte man ihm den begehrten Titel zu. Im gleichen Jahr heiratete er eine 17-jährige Griechin. Ein Jahr später begann er seinen Jugendtraum zu verwirklichen und nach Troja zu graben. Der frischgebackene Archäologe stellte fest, dass der Hügel Hissarlik aus neun Schichten besteht. In einer davon glaubte er, sein Troja gefunden zu haben. Zur umfangreichen Sammlung historischer Fundstücke seiner Ausgrabungen zählt auch der »Schatz des Priamos«, ein kostbarer Schmuck. Der »Kaufmann mit Spaten«, wie man Schliemann spöttisch nannte, starb am 26.12.1890. Karl-Heinz Gries