
Das geknickte Rohr bricht er nicht durch, den glimmenden Docht löscht er nicht aus. Ja, er bringt wirklich das Recht.
Jesaja 42,3

Auch nach fast 22 Jahren ist mir noch das Gefühl präsent, wie ich zum ersten Mal unseren kleinen Sohn gesehen habe. Plötzlich verschaffte sich ein eigenständiges Geschöpf Gehör. In der Theorie hätte ich das zwar schon vorher beschreiben können, aber es zu erleben, veränderte meine Sicht auf den unendlichen Wert des Lebens.
Der kleine Körper des Menschen ist gemessen am Universum nur ein winziges Stäubchen. Einerseits leicht zerbrechlich, sind wir andererseits etwas Großartiges. Blaise Pascal, ein führender Denker im 17. Jahrhundert, formulierte in seinen Pensées (= Gedanken) viele Erkenntnisse zum Menschsein, mit denen er seinen persönlichen Glauben an Jesus Christus begründete. Im vierten Artikel (Allgemeine Erkenntnis des Menschen) argumentiert er:
Der Mensch ist nur ein sehr schwaches Schilfrohr der Natur, aber es ist ein denkendes Schilfrohr. Das ganze Universum braucht sich nicht zu waffnen, ihn zu zermalmen. Etwas Dampf, ein Tropfen Wasser genügt, ihn zu töten. Aber wenn das Universum ihn zermalmt, ist der Mensch doch viel edler als das, was ihn tötet, denn er weiß, dass er stirbt. Welchen Vorzug das Universum auch vor ihm hat, es weiß nichts davon.
Leben ist also nicht nur auf unsere biologische Existenz beschränkt. Wir sind nach dem Bild Gott geschaffen und besitzen deshalb auch ein geistiges Leben. Wir haben Selbstbewusstsein und sind mit einem moralischen Kompass ausgestattet. Wir können über das Leben, unsere Herkunft und unsere Ziele nachdenken. Außerdem existiert Leben nur in Beziehung und Gesellschaft, in Bewegung und im Wechselspiel. Diese große Würde gibt Gott, der Schöpfer, seinen »kleinen Rohrstäben«! Wir sind kein Unfall oder Zufall, sondern eine große Kostbarkeit, die einen Beschützer, Leiter und Helfer braucht.
Winfried Elter