»Hau ab, du dummes Tier! Du bringst dich um, wenn du nicht weitergehst« – der zusammengerollte Igel hörte jedoch nicht auf mich. Zuckend blieb er auf der untersten Litze eines sogenannten Hütenetzes, eines in der Schafhaltung verwendeten flexiblen elektrischen Zaunes, liegen. Ohne mein Eingreifen wäre er wenig später tot gewesen – wie viele seiner Artgenossen, die in diese tödliche Falle geraten. Jedes andere Tier flieht bei Berührung eines Elektrozaunes, nur der Igel will sich instinktiv durch Zusammenrollen schützen – doch er geht elend zugrunde.
Unser Tagesvers berichtet von dem jungen Josef, der sich dem aggressiven Verführungsversuch seiner Chefin durch Flucht entzog. Die anschließende Verleumdung der ehebrecherischen Frau brachte ihm zwar Rausschmiss und Gefängnis ein – bewahrte ihn aber für eine einzigartige Aufgabe, für die Gott ihn bestimmt hatte. Im 1. Timotheusbrief wird von Menschen berichtet, die sich durch die Auswirkungen der Geldliebe in moralischer, sozialer und auch seelischer Hinsicht runiniert haben und im Glauben gescheitert sind; Timotheus wird dringend geraten, »diese Dinge zu fliehen«! Auch vor unmoralischem sexuellem Wunschdenken wird ihm geraten: »Fliehe!« (2. Timotheus 2,22).
Wir leben in einer Zeit, die wie kaum eine vorherige die Menschen mit einem Übermaß an visuellen Verführungen bombardiert – davor muss man rechtzeitig fliehen, statt sich einzuigeln und sich weiterhin der Gefahr auszusetzen. Das Verharren in Situationen, von denen man weiß, dass sie einem schaden, ist mehr als töricht. Statt sich der Sünde auszusetzen und ihr nachzugeben, ist es klüger, zu fliehen, um sich für etwas Besseres zu bewahren. Und schnelles Handeln hilft da mehr, als immer noch weiter abzuwägen.
Erwin Kramer
- Wie würden Sie sich in einer solchen Situation verhalten, wie Josef sie erlebte?
- Man sollte den entscheidenden Augenblick zur Flucht nicht verpassen.
- 1. Mose 39,1-23
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