Der Altsprachler und Gymnasialdirektor Dr. Hermann Menge wurde durch die Bibelübersetzung, die nach seinem Namen benannt ist, sehr bekannt. Weniger bekannt ist, dass er trotz seines durchaus religiösen Lebens ein bloßer Namenschrist war, ein »christianisiertes Weltkind«, wie er von sich selbst sagte. Obwohl er oft in der Bibel gelesen hatte, war sie ein mit sieben Siegeln verschlossenes Buch für ihn geblieben.
Als er im Alter von etwa 60 Jahren mit der Ausarbeitung einer Morgenandacht für seine Schule beschäftigt war, wurde ihm seine Unkenntnis der Bibel mit einer solchen Macht klar, dass er sich tief schämte. Deshalb fasste er den Entschluss, die Heilige Schrift intensiv zu studieren, und zwar in Hebräisch bzw. Griechisch. Dabei ging er, wie gewohnt, sehr gründlich zu Werke und begann zunächst mit der Übersetzung des Neuen Testaments. Lassen wir ihn selbst berichten, was dabei geschah: »Die Liebe des himmlischen Vaters … hat mich aus dem geistigen Schlaf und geistlichem Tode erweckt und zu einem neuen Leben geführt. Dabei will ich hervorheben, dass diese Umwandlung bei mir nicht plötzlich eingetreten ist, sondern sich langsam, ganz allmählich vollzogen hat … In meinem Herzen war das Licht aus der Höhe aufgegangen, so dass ich Jesus Christus den Weg, die Wahrheit und das Leben erkannte und mir bewusst war, dass kein Name den Menschen gegeben ist, in dem sie selig werden sollen, als allein der Name Jesus. War mir durch diesen beglückenden Herzenszustand nicht der herrlichste Lohn (für die Bibelübersetzung) zuteil geworden?« Ulrich Weck