
Wer im Schutz des Höchsten wohnt, bleibt im Schatten des Allmächtigen.
Psalm 91,1

Während der »Kleinen Eiszeit« vom 14. bis 16. Jahrhundert kam es mehr als 20-mal zur »Seegfrörne«. Das heißt, der Bodensee fror vollkommen zu. Vorher und nachher war dieses Geschehen jeweils ein »Jahrhundertereignis«.
Zur damaligen Zeit wollte einmal ein Reiter in einer eisigen Nacht durch dichtes Schneegestöber zum Bodensee reiten. Obwohl er nur wenig sehen konnte, merkte er, dass er plötzlich auf eine weite Ebene hinausritt. Und diese Ebene wollte gar kein Ende nehmen. Endlich erblickte er in der Ferne ein Licht. Er hielt darauf zu und erreichte schließlich ein Haus. Er sprang vom Pferd, und auf sein Klopfen öffnete der Hauswirt die Tür. »Wie kommt man zum Bodensee?«, fragte der Reiter. Der Hauswirt sah die Spur des Pferdes und sagte verwundert: »Zum Bodensee? Da kommen Sie doch gerade her!« Als der Reiter begriff, dass er über den See geritten war, blieb sein Herz vor Schreck stehen, und er sank tot zu Boden.
Eigentlich gleicht unser aller Leben einem solchen Ritt über den Bodensee. Nur Gottes Güte hat uns bis zu dieser Stunde vor tausend Gefahren bewahrt, denen wir vom ersten Tag unseres Erdenlebens an ausgesetzt waren, und die meisten von ihnen sind uns überhaupt nicht bewusst geworden. Manchmal macht Gott uns einige dieser Situationen bewusst, aber nicht, damit wir vor Schreck tot umfallen, sondern damit wir ihm danken und mit dem alten Liederdichter sagen: »In wie viel Not / hat doch der gnädige Gott / über dir Flügel gebreitet.«
Ja, Gott hat nicht nur vor, uns sicher über das »dünne Eis« dieser gefährlichen Welt hinüberzuleiten. Er will uns sogar bis in sein ewiges Himmelreich bringen, wenn wir unser Vertrauen auf ihn setzen und im Gehorsam auf die Worte reagieren, die er uns mit der Bibel gegeben hat.
Hermann Grabe