November. Die letzten braunen Blätter fallen, vom Regen schwer, der Verwesung entgegen. Wenn jemand das betrachtet, können bald so trübselige Gedanken aufkommen wie: Wann bin ich dran? Hat sich alles Kämpfen und Mühen und Leiden gelohnt? Was ist bei allem Ringen nach Liebe und Ehre und Glück, nach Geld und Anerkennung herausgekommen? Haben es nicht andere auf allen Gebieten viel besser verstanden, aus ihrem Leben etwas zu machen?
Außerdem besteht für die meisten Erdenbewohner das Leben vom ersten bis zum letzten Tag nur aus einem einzigen Kampf ums Überleben, fast ohne Freude und ohne alles, was uns lebenswert erscheint. Wäre man da nicht besser nie geboren? Derlei Gedanken kommen nicht nur solchen, die von Kindheit an auf den Müllkippen von Kalkutta, Manila und Rio nach Essbarem suchen müssen. Sie können jedem kommen, der die Leere in seinem Herzen wahrnimmt, die unserer Gottvergessenheit entspringt.
Darum sollten wir heute die großartige Sicht des armen Hiob in unserem Tagesvers anschauen und zu der unseren machen. Der hoffte für dieses Leben auf gar nichts mehr, weil er alles, seine Kinder, sein Hab und Gut, das Mitgefühl seiner Frau und vor allem seine Gesundheit völlig verloren hatte. Er hatte aber die Aussicht auf ein Leben nach dem Tod, ein Leben bei Gott. Gott selbst war seine Hoffnung, und der würde alles, seine von Geschwüren zerstörte Haut samt allem, was sie umschloss, in Ordnung bringen. Gott war ihm der Erlöser von allem Erdenelend. Und diese Hoffnung ließ er sich nicht einmal von seinen törichten Freunden verderben, wie wir im Buch Hiob nachlesen können.
Hiobs Glauben wünsche ich allen, die sich einsam und unglücklich fühlen.
Hermann Grabe