
Jesus aber sprach zu ihm: »Judas, überlieferst du den Sohn des Menschen mit einem Kuss?«
Lukas 22,48

Heute begeht die Welt einen besonderen Tag - den Tag des Kusses. Dabei ergeben sich vielfältige Assoziationen. Vielleicht denkt mancher an den ersten schüchternen Kuss, den er seiner Freundin gegeben hat, oder man denkt an einen aufregenden, lang anhaltenden Kuss. Jedenfalls kann ein Kuss sehr schön sein und viele angenehme Gefühle hervorrufen.
Andere Küsse der Weltgeschichte haben ganz andere Hintergründe. Berühmt geworden ist der Kuss zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker. Wer kennt nicht dieses Bild an der East Side Gallery in Berlin? Es war ein sozialistischer Bruderkuss, der die besonders enge ideologische und politische Verbundenheit zwischen der UdSSR und der DDR ausdrücken sollte.
Aber noch ein weiterer Kuss ist weltberühmt geworden: der Judas-Kuss. Judas Iskariot hat seinen Meister Jesus, dem er drei Jahre lang gefolgt war, mit einem Kuss verraten. Um den Gewinn einer stattlichen Belohnung war er bereit, Jesus Christus an die römischen Soldaten auszuliefern. Dazu hatte er mit ihnen vereinbart, dass er Jesus vor ihren Augen durch einen Kuss identifizieren wollte. Wie verlogen! Ein Kuss, der eigentlich Zuwendung bezeugt, wird zum Verrat.
Jesus hat das mit sich geschehen lassen, weil er Gottes Rettungsplan erfüllen wollte. Damit ist der größte Kuss der Weltgeschichte zustande gekommen, nämlich, dass Gerechtigkeit und Frieden sich geküsst haben. Gottes Gerechtigkeit, die Sünde und Schuld richten muss, verbindet sich mit dem Frieden, der durch den Sühnetod Jesu am Kreuz ermöglicht wurde. Weil Jesus am Kreuz für uns starb, können wir Frieden mit Gott haben und müssen sein Gericht nicht mehr fürchten. Dieser Kuss ist der tiefste Ausdruck der Liebe Gottes.
Bernhard Volkmann