Da dachte man, je länger die Zeit des Nationalsozialismus vorbei ist, umso weniger braunes Gedankengut gibt es. Zum großen Erschrecken der Öffentlichkeit scheint aber das Gegenteil der Fall zu sein. Immer häufiger werden rassistische und antijüdische Parolen laut; es werden Friedhöfe und Mahnmale geschändet und im Internet wimmelt es von rechtsradikaler Hetze.
Warum sind nun gerade junge Männer besonders anfällig für solches Gedankengut? Nun, sie wollen gern etwas gelten, und wenn sie selbst nicht viel zustande bringen, schließen sie sich einer Gruppe an, die ihnen Zuflucht und das Bewusstsein bietet: Zusammen sind wir stark! Als verschwommenes Leitbild gilt ihnen ein idealisiertes Germanentum samt dessen Götterwelt. Dann bedarf es nur noch eines gemeinsamen »Feindes«, und das Wir-Gefühl erstickt alle Gewissensbisse.
Zum Teil tragen wir Christen Schuld an dieser Entwicklung. Wir haben uns nicht als Gemeinschaft präsentiert, die festen Grund unter den Füßen hat und daher Geborgenheit und Hilfe bieten kann. Die jungen Menschen haben zu viele von uns erlebt, die selbst alles der Beliebigkeit preisgegeben haben und nur an kurzfristigen Erfolgen interessiert sind und die, wenn das nicht klappen will, weinerlich und verzweifelt reagieren.
Heute ist wieder ein Tag, an dem wir Gott bitten können, dass wir uns als verlässliche Menschen erweisen. Ohne Gottes Hilfe sind auch wir Egoisten, und von denen gibt es auf der Welt nur allzu viele. So hat auch unser Herr Jesus Christus gesagt: »Getrennt von mir könnt ihr nichts tun« (Johannes 15,5). Mit ihm aber können auch wir ein bisschen Heil in diese heillose Welt bringen.
Hermann Grabe
- Wen kennen Sie, dem Sie eventuell helfen könnten?
- Suchen Sie nicht in der Ferne. Vielleicht wohnt er nebenan?
- Jesaja 53,1-12
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