1962 gab es eine schreckliche Sturmflut an der deutschen Nordseeküste. Viele Menschen ertranken, eine Reihe von Deichen brachen und weite Landesteile wurden überschwemmt. Daraufhin wurden die Deiche erhöht und verbreitert, so dass die viel höhere Flut von 1975 keinen großen Schaden anrichten konnte. Aber die großartigen Deichbauten allein garantieren keine Sicherheit. Beständig muss die Seeseite des Deiches nach Schadstellen abgesucht werden. Diese werden manchmal durch Maulwürfe, viel häufiger aber durch Bisamratten verursacht; denn diese kleinen Nager buddeln am Fuß des Deiches ihre Höhlen und geben dadurch den anrollenden Wellen Gelegenheit, unter die Grasnarbe zu kommen und sie zu unterspülen. Dann dauert es nicht lange, bis das Meer Löcher in den Deich reißt.
So können Millionen Euro teure, unter Einsatz großer Maschinen erstellte Bauwerke, durch die Tätigkeit kaum kaninchengroßer Tiere zunichte gemacht werden.
Im alten Israel waren es die kleinen Füchse, die den Weinberg verdarben. Wir mögen viel theologisches Wissen angehäuft haben und als fromme und zuverlässige Christen betrachtet werden, wenn wir aber nicht aufpassen, können wir schneller zu Fall kommen, als wir glauben. Hier Nachlässigkeit im Beten, dort eine lieblose Antwort, hier eine eigensüchtige Handlung und dort fangen wir an zu knausern, wo wir früher freigiebig waren. So entfernen wir uns immer mehr von der gelebten Nähe Gottes. Und dann kann es passieren, dass der ganze stolze Deich unserer Frömmigkeit weggespült wird, sobald die Wellen eines Unglücks, einer Krankheit oder der Arbeitslosigkeit gegen uns anrollen.
Hermann Grabe
- Hat Ihr Christsein (noch) ein sicheres Fundament?
- Passen Sie auf die kleinen Füchse auf!
- Hoheslied 4,1-7
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