
Siehe, zum Heil wurde mir bitteres Leid.
Jesaja 38,17

Der Begriff »Theodizee« geht auf den Barockphilosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1. Juli 1646 - 14. November 1716) zurück. Der Kern der Überlegung ist: Kann es angesichts des Ausmaßes menschlichen Leids überhaupt eine Theodizee, eine Rechtfertigung Gottes, geben? Etwas vereinfacht ausgedrückt geht es um die Frage, warum ein gerechter Gott Leid zulässt.
Auf die Frage nach dem Warum des Leids gibt es keine allgemeinen und alles begründenden Erklärungen. Die Erörterung nach dem »Wo war Gott?« und dem »Warum hat Gott das zugelassen?« ist zu komplex, als dass man sie mit einfachen Antworten schablonenartig bedienen könnte. Hätten wir für jedes Leid die passende Erklärung und Deutung, wären wir wie Gott. Ein Gott, der in jeder Einzelheit seines Handelns oder Nicht-Handelns erklärbar ist, wäre nicht mehr Gott. Wir müssen einsehen und eingestehen, dass wir uns mit dieser Frage in einem Grenzbereich bewegen. So bleibt an vielen leidvollen Stellen die Unbegreiflichkeit und das Fehlen letzter Antworten.
Hiskia, den eine tödliche Krankheit getroffen hatte und den Gott davon heilte, findet eine brillante Lösung, indem er in der Theodizee-Frage nur ein Wort austauscht. Er fragt nicht nach dem »Warum« des Leids, sondern nach dem »Wozu«? Das »Warum« richtet den Blick auf die Vergangenheit, ohne eine verlässliche Antwort finden zu können; das »Wozu« blickt in die Zukunft, sucht Ziel und Zweck des Leids und geht dabei im Glauben davon aus, dass Gott keine Fehler macht. Hiskia jedenfalls erkennt für sich das »Wozu«. Es wird ihm bewusst, dass das Leid ihm zum Heil und Segen gedient und ihn näher zu Gott gebracht hat. Am Ende kann Hiskia Gott sogar für das Leid danken und ihn lobend preisen.
Martin von der Mühlen
Wonach fragen Sie? Nach dem »Warum« oder nach dem »Wozu«?

Versuchen Sie es mal mit der Kombination von Vertrauen gegenüber Gott und dem Fragen nach dem »Wozu«!
