
Du sahst mich schon, als ich ein einziger Knäuel in meiner winzig kleinen Zelle war. Und bevor mein erster Tag begann, stand mein Leben längst in deinem Buch.
Psalm 139,16

»Hebamme im Dienst - auf dem Weg zu Mutter und Kind«. Mit diesem Schild unter der Windschutzscheibe ist meine Frau jeden Tag unterwegs. Dabei muss sie auch miterleben, wie aus einer hoffnungsvollen Zeit des Wartens tiefe Trauer wird. Denn etwa 15 Prozent aller Schwangerschaften enden mit einer Fehl- oder Totgeburt. Ein Trauma für die Eltern. Vielleicht ist das Kinderzimmer schon eingerichtet oder man hat sich schon lange auf einen Namen geeinigt. Doch plötzlich das schreckliche Ende. Dabei ist es wichtig, dass die Eltern von ihrer Umgebung gesagt bekommen: »Wir nehmen eure Trauer ernst und fühlen mit euch. Es ist ein schwerer Verlust, den ihr gerade ertragen müsst.«
Viele Eltern sprechen ungern von einer Fehlgeburt. Daher hat sich dafür der Begriff »Sternenkind« etabliert. Ebenso wie für spätere Totgeburten. Hinter dem Begriff steckt die Hoffnung, dass die Kinder wie Sterne zurück in den Himmel gegangen sind.
An diese Sternenkinder soll auch heute erinnert werden. Voraussetzung dafür ist, dass es sich beim Fötus nicht um einen bloßen Zellklumpen handelt, sondern um einen richtigen Menschen. Diese Einschätzung deckt sich auch mit der biblischen Sichtweise. Demnach beginnt das menschliche Leben nicht erst mit der Empfängnis, also der Verschmelzung von Samen und Eizelle, sondern vorher - nämlich in den Gedanken Gottes. Jeder Mensch ist eine gute Idee Gottes, und das Leben kommt aus seiner Hand. Von einer Totgeburt betroffene Eltern schrieben einmal: »Unser kleines Baby ist uns zum Vater im Himmel vorausgegangen.« In diesem Satz liegen Trauer und Trost dicht beieinander. Da ist der wunderbare Trost, dass die Nähe Gottes der beste Platz ist, den ein Mensch haben kann. Und das gilt auch schon vor dem Tod.
Herbert Laupichler
Wann beginnt das Leben, und woher stammt es?

Suchen Sie Trost in der Nähe Gottes!
