Fast jeden Augenblick kommen wir in Situationen, wo wir bei genauerem Nachdenken sagen müssen: Hier haben Menschen »gedient«, damit ich jetzt leben, arbeiten, mich erholen oder mit anderen planen kann. Wir leben vom Tun, von dem »Dienst« anderer Menschen, die wir oft gar nicht kennen. Selbst wenn an der Tankstelle »Selbstbedienung« steht, können wir nur tanken, nur uns selbst bedienen, weil andere vorher »gedient« haben, indem sie Öl gefördert, transportiert und riesige Kraftstofftanks gefüllt haben.
Es gehört zur Struktur des Lebens, dass Menschen einander zuarbeiten, einander helfen, einander dienen. Wer aus dieser Dienststruktur »aussteigt«, wird zum »Schädling«. Wer sich nur bedienen lassen will, macht Leben kaputt.
Das Dienen können wir auch aus dem Erdenleben des Herrn Jesus Christus lernen. Er war nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen. Vor allem, um uns zu erlösen, aber auch, um uns zu zeigen, wie wir als Menschen miteinander umgehen sollen. Wir sollen die Bedürfnisse unserer Mitmenschen als Aufforderungen betrachten, ihnen zu dienen, ihnen mit unseren Gaben, Begabungen und Mitteln zur Seite zu stehen.
Diese Gedanken sollten uns auch in unserer Berufsarbeit leiten. Dann hätten wir manchen Stress weniger und der Neid würde manches Herz nicht zerfressen, wenn nicht die Karriere das oberste Ziel ist, sondern die Frage, wie ich das Gebot der Nächstenliebe erfüllen kann. Dann bringen wir unserer Frau auch gern einen Blumenstrauß mit, weil sie uns so freundlich tagein, tagaus bedient.
Hermann Grabe