Etwa 600 Studenten sitzen im Hörsaal, die Stimmung ist angespannt. Das Thema der Mikroökonomie scheint ziemlich wenige zu interessieren, es wird viel getuschelt. Den Professor treibt das zur Weißglut. Er droht mit dem Abbruch der Vorlesung. Schon einmal hatte er eine Vorlesung abgebrochen, der Stoff musste dann eigenständig nachgearbeitet werden. Bereits nach wenigen Vorlesungen steht der Professor bei den Studenten nicht gerade hoch im Kurs.
Vom vielen Reden hustet er öfters. Dann plötzlich, mitten in der Vorlesung, steht eine Kommilitonin auf, schreitet durch den Gang, geht auf die Bühne, stellt ihm eine Flasche Wasser hin und setzt sich wieder auf ihren Platz. Ziemlich verdutzt unterbricht er seinen Vortrag und bedankt sich bei der Studentin. Er nimmt einen großen Schluck, der Hörsaal klatscht und die Stimmung ist nun ganz entspannt.
Es war weniger der Wert des Wassers, sondern vielmehr die Geste, die die Wogen glättete. Der Professor hatte solch eine Höflichkeit und Umsichtigkeit unter der Anspannung wohl kaum erwartet.
Gefälligkeiten für Freunde sind kein besonderes Kunststück, aber trotzdem tun wir uns mit der Nächstenliebe manchmal schwer. Doch Jesus legt in der Bergpredigt die Messlatte sogar noch höher: »Liebt eure Feinde.« Wir sollen Anfeindungen nicht mit Gegenfeuer beantworten, sondern mit Liebe. Aber in der Hitze des Gefechts denken wir oftmals weniger an nette Gesten als vielmehr an unseren Stolz.
Wie können wir solch eine übernatürliche Liebe entwickeln? Nur durch Jesus - er selbst betete sogar am Kreuz für seine Feinde. Er kann uns die Kraft geben, unsere alltäglichen Konflikte nicht mit Kampf, sondern mit Liebe zu lösen. Das befreit!
Sebastian Lüling
- Wie reagieren Sie auf Spannungen?
- Jesu Liebe beschränkt sich nicht auf Sympathisanten.
- Matthäus 25,31-40
Neu: Jetzt als Podcast