Im Jahr 1856 wurde im Neandertal bei Mettmann der Schädel eines »Urmenschen« gefunden, der weltweit unter dem Namen »Neandertaler« bekannt wurde. Und die Höhle Adullam? – Nein, sie liegt nicht im Neandertal. Aber eins haben die Höhlen im Neandertal und die Höhle Adullam gemeinsam. Hier entstanden Lieder zum Lob Gottes und zwar von Menschen, die auf der Flucht waren und sich in höchster Lebengefahr befanden.
Joachim Neander (1650-1680) war bereits mit 24 Jahren Rektor der Lateinschule der reformierten Gemeinde in Düsseldorf, aber dann wurde er verwarnt und seines Amtes enthoben. Er musste fliehen, weil er Jesus Christus als seinen Herrn bekannte, mehr als seinen Vorgesetzten lieb war. Er hatte neben seinem »normalen« Dienst noch privat Bibelstunden gehalten. In seinem Versteck, einer Höhle des wild zerklüfteten Neandertals, dichtete er das wunderbare Lied: »Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren!« Insgesamt 57 geistliche Lieder stammen aus seiner Feder. Später nannte man ihn den Psalmisten des Neuen Bundes, und das Neandertal wurde nach ihm benannt, lange bevor es durch den Fund des »Neandertalers« weltweit bekannt wurde.
In der Höhle Adullam dichtete David den 57. Psalm, aus dem unser Tagesvers entnommen ist. Er beginnt mit einem Hilfeschrei: »Zu Gott, dem Höchsten, schreie ich; zu ihm, der meine Not wendet und alles zu einem guten Ende führt. Ich bin von Feinden umzingelt, wie Löwen lechzen sie nach Blut.« Und dann merkt man, wie David wieder neuen Mut fasst: »Gott, jetzt habe ich neuen Mut gefasst, voller Vertrauen blicke ich in die Zukunft. Darum will ich singen und dir danken, Herr.«
Günter Seibert