Wohl die meisten von uns kennen die Begebenheit, auf die im Tagesvers Bezug genommen wird. Seit jeher ist der Name Judas ein Synonym für Verrat und Hinterhältigkeit. Man kann sich schwer vorstellen, von einem engen Vertrauten verraten und hintergangen zu werden. Nehmen wir mal an, dass Ihnen jemand zum guten Freund wird, und Sie wüssten schon genau, dass er Sie irgendwann einmal heimtückisch betrügen würde. Was würden Sie tun? Jesus, so berichtet es die Bibel, wusste von Anfang an, wer ihn verraten würde (Johannes 6,64 und 6,71). Trotzdem erwählte er Judas mit unter seine 12 Jünger, die ihm ganz nahestehen und ihn täglich begleiten sollten. Und so wie oben ausgedrückt, hat ihm Judas das dann gelohnt!
Wie oft hatte Jesus zuvor wohl mit Judas gesprochen, ihn herzlich in den Arm genommen, ihn ermahnt, getröstet und auferbaut, ihm geholfen, ihm einfach zugehört, ihn mit einem Kuss begrüßt, so wie es damals im Nahen Osten üblich war? Jesus hat ihn so behandelt wie die anderen Jünger auch. Er hat keinen Unterschied zwischen ihnen gemacht.
Wenn Jesus sogar einem heimtückischen Verräter so liebevoll entgegentrat, wird er es mit uns dann nicht ebenso tun? Er beweist uns die uneigennützige Hingabe eines helfenden Gottes, der immer an uns denkt, uns nie aus den Augen lässt und immer bereit ist, bis zu unserem letzten Atemzug, seine rettende Hand uns entgegenzustrecken. Wie unermesslich weit ist doch das mitfühlende, von Gnade und Liebe geprägte Wesen Jesu von unserem menschlichen Denken entfernt!
Und welch eine Torheit von Judas, sich einem solchen Herrn letztendlich doch entgegenzustellen – und das auch noch in Verbindung mit einer Liebesbezeugung, mit einem Kuss!
Axel Schneider