Mittwoch, 23. Dezember 2026

Leitvers

Denn euch ist heute ein Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
Lukas 2,11

Feste / Feiertage / Gedenktage

Sehnsucht nach Weihnachten

Essen, Dezember 1945. Die Stadt liegt in Trümmern, die Menschen frieren und hungern, während sie um ihre Toten und Vermissten trauern. Über allem liegt die bedrückende Schwere einer tiefen Desillusion: Das »Ewige Reich« hat nur wenige Jahre bestanden. Die einst so verführerisch wirkende nationalsozialistische Ideologie endete in Elend und Tod. Zudem quält viele Menschen das Bewusstsein einer großen Schuld, die sie auf sich geladen haben.

Heiligabend steht bevor. Schon lange vor Beginn des Gottesdienstes füllt sich die Kirche bis auf den letzten Platz. Menschen drängen sich auf den Bänken und in den Gängen - dichter als je zuvor. Nach Jahren der Propaganda und Täuschung sehnen sie sich verzweifelt nach der Wahrheit. Sie spüren: Nur bei Gott kann es jetzt noch Hoffnung und Trost geben.

Neben dem Altar steht ein großer, geschmückter Weihnachtsbaum. Doch als immer mehr Menschen hereindrängen, fassen sich zwei Männer ein Herz: Kurzerhand werfen sie den Baum aus dem Fenster. Die Menge applaudiert, denn so finden zwanzig weitere Leute Platz in der Kirche, anstatt draußen in eisiger Kälte den Worten des Pfarrers zuhören zu müssen. Der Pfarrer, Wilhelm Busch, schildert diese bewegende Szene in einem Brief an seine Mutter.

Wie anders sind unsere Weihnachtsgottesdienste heute! Die Dekoration ist perfekt, die Lichter strahlen - doch wo sind die Menschen, die mit einem hungrigen Herzen auf die Botschaft warten? Die Geschichte von Weihnachten hat sich nicht verändert. Das, was Wilhelm Busch damals predigte, gilt bis heute: Weil Gott in Jesus Mensch geworden ist, gibt es Vergebung, Hoffnung und Zukunft. Tragisch ist nur, dass wir oft erst am Tiefpunkt unseres Lebens stehen müssen, bevor wir bereit sind, dieser Botschaft wirklich zuzuhören.

Elisabeth Weise
Frage
Mit welcher Einstellung besuchen Sie einen Weihnachtsgottesdienst?
Tipp
In schweren Zeiten fällt es uns leichter, Wesentliches von Nebensächlichkeiten zu unterscheiden.
Bibellese
Markus 2,1-12

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