
Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe.
Johannes 15,12

Beim Dressurreiten gibt es den Begriff »Durchlässigkeit«. Ein durchlässiges Pferd reagiert auf feine reiterliche Hilfen, lässt diese quasi durch seinen Körper fließen und setzt aufmerksam die vom Menschen geforderten Aufgaben um. Bei pferdegerechter Ausbildung arbeitet es willig mit, schwingt locker im Rücken, fußt mit der Hinterhand weit unter seinen Rumpf und läuft in allen Gangarten in Balance.
Durchlässigkeit ist ein hohes reiterliches Ziel. Nur mit einem durchlässigen, ausbalancierten Pferd können schwierige Lektionen mit Leichtigkeit geritten werden. Die Kunst liegt darin, die Reiterhilfen immer mehr zu verfeinern, bis sie unsichtbar sind. Für mich als Reiterin ist es eine Augenweide, ein gut eingespieltes Mensch-Pferd-Paar im Dressurviereck zusammen »tanzen« zu sehen, was eine jahrelange Ausbildung beider voraussetzt. Der Reiter hat es nicht nötig, sein Pferd mit Zwangsmitteln gefügig zu machen. Der Gesichtsausdruck des Pferdes verrät, dass es trotz körperlicher und mentaler Anstrengung Freude an der Arbeit hat. Es strahlt trotz Kraftanstrengung Eleganz aus und ist bereit, alles für seinen Reiter zu geben.
Das ist ein schönes Bild für die Beziehung zwischen Gott und einem gläubigen Menschen. Gott gibt Anleitung und Aufgaben für dessen Leben. Seine »Hilfen« sind sehr fein. Gott hat ihm alles mitgegeben, um sie umzusetzen. Sein Ziel mit ihm ist, dass die göttliche Liebe durch ihn zu den Mitmenschen fließt. Gott bildet ihn aus, sodass er durchlässig für Gottes Wirken und ihm immer ähnlicher wird. Dazu hat er ihm individuelle Talente geschenkt, die es ihm ermöglichen, ein erfülltes Leben im Dienst für das Evangelium und zu Gottes Ehre zu führen. Wenn ein Mensch im Einklang mit Gottes Willen lebt, hat er Freude und inneren Frieden, was er sichtbar ausstrahlt.
Daniela Bernhard

Wer von Gott zum besten Ausdruck seiner selbst ausgebildet werden will, muss sich zwangsläufig zu ihm bekehren.
