Von einem jungen Paar in China wird berichtet, dass es eine schöne Hochzeit feiern wollte. Weil beide arm waren, baten sie die Gäste, dass jeder eine Flasche Wein mitbringen und in ein großes Fass schütten sollte. Dann hätten alle etwas davon. Das Fass wurde voll; aber als der »Wein« ausgeschenkt wurde, stellte sich heraus, dass tatsächlich alle Gäste zuvor gemeint hatten, es würde gar nicht auffallen, wenn man in den vielen Wein eine Flasche Wasser mischen würde. So war nur Wasser in dem Fass.
Wie schön hätte das Fest werden können, wenn jeder an das Wohl der anderen gedacht hätte, und wie traurig sah es nun aus, weil jeder nur an sich selbst gedacht hatte! Aber war das nur früher, und noch dazu im fernen China so, oder ist das auch ein Bild für das Verhalten der Menschen heute und hier bei uns?
Der zynische Spruch »Wenn jeder für sich selber sorgt, ist doch für alle gesorgt« stimmt aus zwei Gründen nicht. Erstens gibt es diejenigen, die nicht für sich selbst sorgen können und auf die Hilfe anderer angewiesen, und zweitens hat Gott uns in Familien, Dörfern Städten und Gemeinden zusammengestellt, damit wir uns der Armen und Kranken und Einsamen in unserer Mitte annehmen und für sie sorgen.
Obwohl wir in Deutschland vielleicht das engmaschigste soziale Netz der ganzen Welt haben, bleibt für die Nächstenliebe noch genügend Raum. Immer noch gibt es arme, alte und hilflose Menschen, die ganze Tage niemanden zu sehen bekommen oder nur flüchtig und nach der Uhr versorgt werden. Ihnen können wir durch einen Besuch, ein Telefongespräch oder eine hübsche Postkarte Freude machen, wie es auch unser Tagesvers verlangt. Gott sieht es gern, wenn seine Leute barmherzig sind.
Hermann Grabe
- Wer von Ihren Bekannten würde sich besonders freuen, wenn Sie sich um ihn kümmern würden?
- Heute damit anfangen!
- Lukas 10,30-37
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