
Als Jesus es hörte, sprach er zu ihnen: Nicht die Starken brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße.
Markus 2,17

Seit gut 20 Jahren bin ich als ehrenamtlicher Betreuer in verschiedenen Gefängnissen tätig und besuche inhaftierte Männer. Wir reden über »Gott und die Welt«. Geschichten von Scheitern und Aufstehen, Hoffnung und Zweifel, Reue und Stolz. Väter, die ihre Kinder nicht aufwachsen sehen, gescheiterte Beziehungen, abgebrochene Ausbildungen. Fremdbestimmt, unverstanden, abgestempelt. Schuldgefühle, Alltagssorgen, Zukunftsängste. In den nächsten Tagen möchte ich einige dieser Geschichten mit den Lesern teilen.
Oftmals wird man ungläubig gefragt, warum man ausgerechnet die Täter besucht, ihnen Wertschätzung zeigt und ein offenes Ohr leiht. Hätten wir nicht mit der Betreuung der Opfer genug zu tun? Haben die »Knackis« es nicht anders verdient, als isoliert in den Zellen ihr Dasein zu fristen?
Interessanterweise bekam Jesus ähnliche Dinge zu hören. Sein liebevoller Umgang mit Menschen vom Rand der Gesellschaft brachte ihm den Titel »Freund der Zöllner und Sünder« ein. Er wehrte sich nicht dagegen. War er nicht gerade für diejenigen gekommen, die ihn am meisten brauchten? Denen ihre Schuld bis zum Hals stand? Ja, solche gescheiterten Existenzen fanden bei Jesus Annahme. Unabhängig davon, ob sie selbst schuld an ihrem Elend waren oder ob das Leben ihnen einfach übel mitgespielt hatte.
»Freund der Sünder« - was für ein Name! Als Beleidigung gedacht, birgt er doch so viel Hoffnung für jeden von uns. Ob verurteilter Straftäter oder vermeintlicher Saubermann: Wir alle haben einen »Freund der Sünder« nötig. Ob unsere Sünde für alle sichtbar ist oder ob wir sie verstecken können: Jesus ist gekommen, um Sünder zur Buße, zur Umkehr zu rufen!
Thomas Bühne
Wie finden Sie es, dass sich Jesus einen »Freund der Sünder« nennen lässt?

Jeder von uns hat solch einen Freund nötig.
