Reiche Menschen lügen und betrügen häufiger und nehmen anderen im Straßenverkehr öfter die Vorfahrt - diese Beobachtung dokumentierten US-amerikanische Sozialforscher Anfang 2012 anhand von sieben Experimenten. Nach Angaben von Paul Piff von der Universität von Kalifornien betrogen Versuchspersonen aus höheren sozialen Schichten in auffallend vielen Testsituationen. Sie würden eher Kopierpapier aus dem Büro mitnehmen, illegal Software kopieren oder zu viel erhaltenes Wechselgeld behalten. Den Grund vermuteten die Psychologen in der Einstellung zur Gier. »Wirtschaftliche Ausbildung mit dem Fokus auf die Maximierung von Selbstinteressen mag Menschen dazu bringen, Gier als positiv und förderlich zu sehen«, spekulierten die Wissenschaftler. Unmoralisches Verhalten resultiert demnach weniger aus einer Notsituation als vielmehr aus einer positiven Einstellung zur Gewinnmaximierung.
Eine nachdenkenswerte Grundeinstellung zu Reichtum und Besitz findet sich in der Bibel im 30. Kapitel der Sprüche. Ein Mann namens Agur betet, dass Gott ihm weder Armut noch Reichtum geben möge. Arm möchte er nicht sein, damit er nicht aus Not heraus Gottes Gebote übertritt und stiehlt. Im Reichtum sieht er die Gefahr, dass man über den Luxus Gott vergessen könnte. Agurs Maßstab ist die Frage: Welchen Einfluss haben Armut oder Reichtum auf meine Beziehung zu Gott?
Wo Gewinnstreben das höchste Gut ist, ist man nie zufrieden. Die Schwachen in der Gesellschaft werden darunter leiden. Der Ehrliche ist der Dumme, der für die Gier der anderen mitbezahlt. Wer dagegen wie Agur seine Moralvorstellungen von Gott ableitet, kennt echte Zufriedenheit und kann gelassener mit sich und anderen umgehen. Was halten Sie für erstrebenswerter?
Andreas Droese
- Wovon leiten Sie Ihre Wertmaßstäbe ab?
- Zufriedenheit ist der Gier überlegen.
- Sprüche 30
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