Montag, 19. Juni 2000

Leitvers

Ihr selbst wisst, dass meinen Bedürfnissen und denen,
die bei mir waren, diese Hände gedient haben.

Apostelgeschichte 20,34

Beruf

Schwielen an den Händen!

Da sitzt er wieder neben mir im Bus, dieser Malocher (im Ruhrgebiet abfällig für »Arbeiter«): Mit dreckigen Fingernägeln, verschwitzt in Haaren und Kleidung und schmutzigem Overall hält er sich mit großer Mühe auf seinem Platz, weil die Müdigkeit ihn alle 2-3 Minuten zum Umfallen bringen will.
Wie edel dagegen wirkt doch der gepflegte Geschäftsmann neben ihm, der mit Anzug und goldenen Manschettenknöpfen in seiner Zeitung blättert. Wenn ich wählen dürfte, ich wurde mich auch für den Beruf des »sauberen Angestellten« entscheiden. Komisch eigentlich, dass ein so gelehrter Mensch wie Paulus, der bei einem der besten Lehrer seiner Zeit studierte (heute vergleichbar mit einem Abschluss der Harvard Business School mit Traumnote), so etwas Profanes wie »Zeltmacherei« als Broterwerb hat und für seinen Lebensunterhalt mit den »Händen arbeitete«: mit Schere, Nadel und Faden alleine in einer Werkstatt, anstelle flammender Reden in einem Saal überfüllt mit begeisterten Schülern.
Merkwürdig auch, dass Jesus Christus selbst, der ewige Sohn Gottes, in seinem irdischen Leben als einfacher Zimmermann in einer Holzwerkstatt arbeitete und dabei sicher manchen Schweißtropfen geschwitzt hat. Offensichtlich haben wir als Menschen nicht das Recht, Unterscheidungen mit der Wertigkeit von Berufen zu machen und die Arbeit des Geistes über die des Körpers zu stellen. Gott wird sich schon etwas dabei gedacht haben, dass auch Adams Arbeit als erster Mensch im Garten Eden noch vor dem Sündenfall daraus bestand, einen Garten zu bebauen (1. Mose 2,15), statt Pflanzen zu mikroskopieren. Markus Goerke
Frage
Welches Verhältnis habe ich zu körperlicher Arbeit und zu denen, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen?
Tipp
Praktische Arbeit in Haus und Garten tut nicht nur der Gesundheit gut, sondern ändert vielleicht auch die eigene Einstellung.
Bibellese
1. Korinther 11,28-34

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