
Sie nun gingen aus dem Hohen Rat fort, voller Freude, dass sie gewürdigt worden waren, für den Namen Schmach zu leiden.
Apostelgeschichte 5,41

Mit Schmach und Schande davongejagt. »Schmach« und »Schande« wurden nach Beendigung des Ersten Weltkriegs zu zentralen Begriffen in den Debatten der Nationalversammlung in der Weimarer Republik. Das hing damit zusammen, wie die Sieger mit den Besiegten umgingen. So weigerten sich die Vertreter der Siegerstaaten, mündlich mit den Deutschen zu verhandeln. Im Schritttempo wurden die deutschen Vertreter durch die zerstörten Gebiete Frankreichs zur Vertragsunterzeichnung gefahren. Sie sollten auf die Büßerrolle gedrillt werden. Auch die harten Friedensbedingungen trugen zur tiefen Beschämung bei. Das erzeugte bei vielen Deutschen Nachwirkungen, die zum Verlangen nach Revanche und schließlich zu einem weiteren Weltkrieg führten.
Auf ähnliche Weise wurden die Apostel Petrus und Johannes schlecht behandelt und mit »Schmach« und »Schande« bedacht, obwohl sie einem Lahmen Heilung gebracht und darüber hinaus die gute Botschaft vom Retter Jesus Christus verkündet hatten. Das Wunder an dem Gelähmten bewies die Kraft, die mit dem Namen »Jesus« verbunden war, und zeigte, dass er wirklich retten konnte - nicht nur im Fall von Krankheit, sondern auch in Bezug auf die Sünde und Schuld von Menschen. »In keinem anderen ist Rettung zu finden, denn unter dem ganzen Himmelsgewölbe gibt es keinen vergleichbaren Namen« (4,12), hatten sie vor Gericht bezeugt, ungeachtet dessen, wie sie behandelt wurden. Die Botschaft der Rettung für alle Menschen war ihnen wichtiger als ihr eigenes Wohlergehen. Durch das Leid, das sie auf sich nahmen, verstanden sie nun besser, was ihr Herr und Retter für sie einst am Kreuz gelitten hatte. Statt Zorn und Bitterkeit bewirkte das große Freude. Wie ihr Herr hatten sie nicht Streit und Krieg im Sinn, sondern Versöhnung und Frieden.
Joachim Pletsch

