Wenn auch die Strauße höchstamtlich, nämlich von Gott selbst in der Bibel, bescheinigt bekommen haben, sehr dumm zu sein, so tun sie in Wirklichkeit doch nicht, was ihnen nachgesagt wird. Danach sollen sie nämlich bei Gefahr den Kopf in den Wüstensand stecken, um die Feinde nicht sehen zu müssen, die dann natürlich leichtes Spiel mit ihnen haben.
So dumm sind nur wir Menschen. »Verdrängen« nennt das der Fachmann. Und wir sind sogar Meister auf diesem Gebiet. Man weigert sich bewusst oder unbewusst, einen gefährlichen Zustand – etwa ernste Krankheitsanzeichen – zur Kenntnis zu nehmen, oder man vertreibt die Erinnerung an eine oder an viele blamable Episoden oder an schlechte Taten aus dem Gedächtnis. So wirken alle diese Dinge in unserem Unterbewusstsein und machen uns krank oder sie treiben uns plötzlich zu Reaktionen, deren zerstörerische Kraft uns selbst erschreckt. Wie kommt es, dass wir uns der Wahrheit nicht stellen mögen? Ich glaube, das liegt daran, dass wir im harten Konkurrenzkampf dieser Welt meinen, uns gegenüber anderen keine Schwäche erlauben zu dürfen. Aber auch uns selbst gegenüber mögen wir nur ungern zugeben, etwas aus Selbstsucht oder Eitelkeit oder Missgunst getan zu haben. Die Fassade muss heil erscheinen.
Weil Gott aber sowieso alles weiß und uns lieb hat, können wir es wagen, mit all dem zu ihm zu kommen wie der »verlorene Sohn« und ihm zu sagen: »Vater, ich habe gesündigt« oder: »Ich trage diese Verletzung mit mir herum.« Gott nimmt uns um seines Sohnes willen gnädig auf und versichert uns durch sein Wort, dass alles in Ordnung ist.
Hermann Grabe
- Traue ich mich, den Kopf aus dem Sand zu ziehen?
- Gott wartet darauf.
- 1. Thessalonicher 2,13-16
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