Dies war ein trauriger Tag für viele Außendienst-Mitarbeiter des großen Finanzunternehmens. Einer der bewährten Kollegen war plötzlich verstorben. Man vermutete zudem Selbstmord. Eine gespannte, etwas hilflose Atmosphäre herrschte bei der Beerdigung am Rande des Ruhrgebietes. Dann die endlose Schlange der Trauergäste zum offenen Grab.
Die Teilnehmer waren sichtlich berührt und bewegt. Plötzlich, beim Gang zum Grab, ein peinlicher Ausrutscher. Der Vertriebs-Abteilungsleiter aus dem Innendienst fragt einen Kollegen des Verstorbenen: »Was machen eigentlich Ihre Umsätze?« – War es Gefühlskälte, Ignoranz? War es ein begrenzter Horizont des Fragenden oder gar Dummheit? Mich erinnerte die Szene an das Bühnenstück von Arthur Miller »Tod eines Handlungsreisenden«, der immer bemüht, manchmal im Hochgefühl durch eine Erfolgsphase, dann tief beunruhigt durch schwächere Umsätze, schließlich getrieben durch die Vorgesetzten, allmählich zermürbt wird. »Als man ihm sein Lächeln nicht mehr abkaufte, wurde es schwer.«
Was mag der verstorbene Außendienst-Mitarbeiter alles durchlitten haben? Was hatte ihn daran gehindert, Hilfe zu suchen? Wie hat man sich in seinem engsten Umfeld verhalten? Der obige Bibelvers deutet an, wie Gott darüber denkt. Er fordert Vorgesetzte auf, das Drohen zu unterlassen, denn auch sie sind vor einem Höheren, nämlich ihm, verantwortlich. Und Gott setzt keinen unter Druck. Er erwartet von uns nichts als das Eingeständnis unseres Unvermögens, um dann mit dem Segen seiner väterlichen Liebe all unser Versagen auszugleichen. Er überfordert niemand, weil er zu allem, was er verlangt, sowieso erst die Kraft schenken muss. So ist unser Gott! Klaus Spieker