
Ich tat dir kund meine Sünde und deckte meine Schuld nicht zu. Ich sagte: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen; und du, du hast vergeben die Schuld meiner Sünde.
Psalm 32,5

Ein Paar sitzt vor der Kamera. »Manchmal sehe ich andere Männer, die ich attraktiver finde als dich, und wünsche mir dann heimlich, Single zu sein«, sagt sie. Nach einem kurzen Moment der Empörung in seinen Augen wiederholen beide den Satz »We listen and don’t judge« - zu Deutsch: »Wir hören zu und urteilen nicht.« Anschließend ist der Mann an der Reihe und teilt eines seiner Geheimnisse mit der Frau.
Was im ersten Moment wie eine Situation im Beichtstuhl klingt, ist ein Social-Media-Trend, der Ende 2024 auf den Plattformen TikTok und Instagram herumging. Ein Spiel mit einfachen Regeln: Menschen machen sich vor laufender Kamera überraschende Geständnisse. Wer den anderen dafür verurteilt, verliert. Dabei bekommt man den Eindruck: Je schockierender die Beichte, desto mehr Klicks.
Als ich einige dieser Videos gesehen habe, habe ich mir die Frage gestellt, wieso es Menschen leichter fällt, ihre schlechten Taten und Eigenschaften mit Millionen von Menschen im Internet zu teilen, als sie Gott zu bekennen. Dabei ist ein Schuldbekenntnis vor Gott so viel wichtiger!
Bei Gott braucht es keinen Social-Media-Trend, um ihm unser Herz auszuschütten. Er hat immer ein offenes Ohr für uns. Er kann unsere Sünde nicht gutheißen - aber er verurteilt uns nicht, wenn wir sie ihm ehrlich bekennen. Vielmehr möchte Gott uns sehr gern vergeben. Dabei bedeutet seine Vergebung viel mehr als der lapidare Satz »We don’t judge«, auf den - sobald die Kamera ausgeht - möglicherweise ein Streit oder eine Trennung folgt. Gott freut sich tatsächlich über unser Schuldbekenntnis: »So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen« (Lukas 15,7).
Sina Marie Driesner
Mit wem haben Sie zuletzt Ihre Schuld geteilt?

Im Gebet können Sie Gott Ihr Herz ausschütten. Er wartet nur darauf.
