
Und als er an den Ort kam, sah Jesus auf und erblickte ihn und sprach zu ihm: Zachäus!
Lukas 19,5

Da hockte Zachäus also auf seinem Ast und wartete, dass Jesus endlich vorbeikäme. Irgendwann wird jemand aus der Menge der Schaulustigen ihn da oben bemerkt haben. Wir können uns gut vorstellen, mit wie viel Spott und Verachtung die Menschen reagierten, als sie den vornehmen Herrn Oberzöllner in dieser peinlichen Lage sahen! »Römerknecht, Volksverräter, Gauner, Dieb, Ausbeuter ...« - solche und ähnliche Schimpfworte wird Zachäus sicher zu hören bekommen haben. Die Menschen hassten ihn, weil er mit der römischen Besatzungsmacht zusammenarbeitete und dazu noch in die eigene Tasche wirtschaftete.
Endlich kam Jesus die Straße entlang. Und da lesen wir, dass er nach oben blickte und den verschmähten Zachäus ansah. Er kannte ihn genau, er wusste um die große Schuld, die Zachäus auf sich geladen hatte. Aber er sah auch, dass Zachäus sich nach Vergebung, Liebe und Annahme sehnte. So blickte Zachäus in Augen voller Mitleid und Zuwendung. Die ganze Liebe und Heiligkeit Gottes lagen in diesem Blick. Dieser Blick muss Zachäus in seinem Innersten getroffen haben. Dann hörte er auch noch, wie Jesus ihn mit seinem Namen ansprach: »Zachäus!«
In einem englischen Lied heißt es: »... und nichts ist vergleichbar dem seligen Glück, / wenn ich ihn sehe und mich trifft sein Blick!« Es gibt Momente im Leben, in denen man spürt: Hier sieht Gott mich an. Hier redet er zu mir persönlich. Hier meint er mich und niemand anderen. Die Frage ist, wie wir dann reagieren. Wenden wir uns ab und schauen weg? Oder treten wir in einen Dialog mit Gott? Er kennt unser Herz, er sieht unsere Schuld, wir können ihm nichts vormachen. Also werden wir doch ehrlich und bringen ihm die Not unseres Lebens. Vor den Augen voller Liebe brauchen wir uns nicht zu fürchten.
Hermann Grabe